Newsletter 02/2013


1. Weihnachtliche Gedanken

Bild "KrippeGrossStMartin.jpg"
Krippe Groß-St.Marin, Köln
Foto: Hubert Pfeil

Eine kleine – aber für mich bleibende – Begebenheit in unserem Bildungshaus: Wir haben einen Kurs, gleichzeitig übt ein „Projektchor Weihnachten“. Ich sage zu einer Teilnehmerin, die sonst immer bei solchen Projekten dabei ist: Da können Sie ja heute gar nicht mitsingen. Die Antwort: Dieses Jahr singe ich nicht mit. Mir ist nicht wie Weihnachten! Und dann kam das Gespräch auf Sorgen, auf das, was über sie hineingebrochen ist. Und ich dachte, gerade deshalb würde ich ihr wünschen, Weihnachten zu besingen und zu feiern. Nicht als kuscheliges Alles-ist-gut-Fest, sondern als Fest der Erlösung. Diese alte, tausendmal gehörte und besungene biblische Geschichte: „Es begab sich aber zu der Zeit…“, ja christlicher Glaube insgesamt, bringt uns Erlösung in sehr menschlichen Dimensionen nahe.

An Weihnachten feiern wir das Eingreifen Gottes in unsere Geschichte in den kleinen Gesten, nicht in den umwälzenden Veränderungen, sondern im Kind in der Krippe. Drei Dinge sind mir für dieses Jahr wichtig, drei Antworten auf die Frage: Wie geschieht Erlösung?

Erlösung geschieht im Kleinen, im Alltäglichen. Den Weihnachtsrummel an der Krippe stelle ich mir nicht als großes Konzert, sondern eher als mickrige Versammlung vor. Die Masse der Leute hat nichts mitbekommen, nur ein paar Hirten und Weise haben durch erheblichen himmlischen Aufwand etwas davon wahrgenommen. Und so ist es wohl bis heute: Erlösung ist vielleicht das kleine Glück, vielleicht der überstandene Tag, vielleicht nur die Einsicht, dass es weniger schlimm gekommen ist als befürchtet. Da ist noch Luft nach oben, da steht noch was aus, aber zumindest die Spuren sind schon da.

Ein Zweites: Erlösung zu Weihnachten hat viel mit Machtlosigkeit zu tun. Ändert ein kleines Kind etwas am großen Lauf der Welt? Erlösung bricht nicht über die Hirten herein – sie müssen den Engelbotschaften nicht glauben – es ist eher tastend, fragend. Auf dem Rückweg steht da zwar, wie sie Gott lobten, aber was war am nächsten Tag. Zieht sich nicht auch das bis heute durch? Erfahrungen von Freude, Erleichterung sind nicht beherrschbar – sie werden uns immer wieder aus der Hand genommen. Es bleibt auch hier nur die Hoffnung auf immer neue.

Und dann noch: Erlösung ist gefährdet. Es kann auch schiefgehen. Was in der Krippe begann, endet am Kreuz. Wir haben nicht die Garantie für den leichten Weg, es wird nicht alles glatt gehen. Wenn alles dagegen spricht dennoch zu glauben, dass es stimmt, was wir da feiern – das ist eine echte Herausforderung und wie oft bestehe ich sie nicht! Unter aller Unsicherheit bleibt dann die Hoffnung, das Gebet um Gottes Nähe und seine Treue.

Deshalb will ich Weihnachten feiern und mit aller Hoffnung in die Frage der Alten einstimmen, die wir im Adventslied besingen: Wo bleibst du Trost der ganzen Welt, darauf sie all ihr Hoffnung stellt? O komm, ach komm vom höchsten Saal! Komm, tröst uns hier im Jammertal.

Von Anne Rademacher
Bild: Krippe Groß-St.Marin, Köln, Hubert Pfeil