Auf- und Abstriche


...in der Arche Noah

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Es war zu der Zeit, als in Deutschland die Schlammschlachten des Wahlkampfes stattfanden, ein paar hundert Leute auf der Strasse brüllten: „Wir sind das Volk“ und der Rest sich auf den Wochenendstress in den Einkaufstempeln vorbereitete, da zog eine kleine Schar mit Handgepäck und Gambe bewaffnet in eine Arche Noah unserer Zeit, mitten im Wald, unweit der noch ziemlich jungen Sieg.

Nun kamen sie nicht zu zweit und zweit, wie die vor vielen 1000 Jahren, sondern sortiert nach der Größe ihrer Gambe: begonnen beim kleinen Diskant (leicht zu tragen), über den ein wenig größeren Alt (ziemlich gefragt, weil selten), die weit verbreitete Tenor-Bass-Gambe bis hin zum mannshohen Violone, obwohl ausgerechnet der Kerstin gehörte….

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Die hat dann auch mit Simone die ganze Besatzung auf die vorgesehenen Plätze geführt und sie mit einem Kanon gleich in die richtige Stimmung versetzt. Und bald füllten 14 Gamben die ganze Arche mit Musik, was der draußen gebliebene Esel Timo gleich mit einem deutlich hörbaren Geschrei erwiderte.

Nach einem kurzen Ausflug in ein Außenboot fanden sich die Bootsinsassen schließlich in zwei Gruppen: eine auf dem Oberdeck, die anderen im Unterdeck und spielten nach den Seekarten eines John Dowland, Henry Purcell etc. Die beiden Lotsen Simone und Kerstin sorgten dafür, dass die Truppe einigermassen auf Kurs blieb. Derweil kümmerte sich Steuermann Hubert um einen reibungslosen Seegang und um das Wohl der Seelen seiner Anvertrauten.

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Wichtig war auch die Integration zweier (Fast-) Neulinge an Bord: Der eine war ein Spieler mit Migrationshintergrund: Eberhard spielte keine Gambe, sondern eine vielsaitige und langhalsige Theorbe, also ein Fremdling unter der vertrauten Gambenfamilie. Aber dank einer großen Flexibilität der Gambistinnen und dank seines großen Einfühlungsvermögens kann man den Integrationsprozess als geradezu vorbildlich bezeichnen.

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Der andere Neuling war Floris, der mit seinen 11 Jahren den statistischen Altersdurchschnitt der Besatzung spürbar gesenkt hat. Auch er war bald selbstverständlicher Teil der Crew und scharte abends einige Damen zum Kartenspiel um sich.

Am Samstag setzten dann die heftigen Regenstürme ein, aber an Bord der Arche herrschte fröhliche Gelassenheit. Selbst die musikalischen Klippen und Stürme wurden elegant umschifft und nach vielen Manövern durch die o.g. Seekarten ließ man sich von augezeichneten Smutjes mächtig verwöhnen um dann spät in den Kajüten sich in den Schlaf schaukeln zu lassen.


Schneller als gedacht öffneten sich am Sonntag die Luken der Arche, die Wasser hatten sich verzogen und alle mussten das gastliche Schiff wieder verlassen. Und jeder fuhr, voll von neuem Seemannsgarn, und ein bisschen taurig über die immer zu kurze Dauer in seine Heimat zurück - mit dem festen Vorsatz, im nächsten Jahr wieder dabei zu sein.