Als uns Ursula Bongard, die Organisatorin der Jubiläumsveranstaltung, fragte, ob wir evtl. als sog. Gründerkinder einen kleinen Beitrag aus unserer Sicht zur Jubiliäumstagung in Altenberg beitragen könnten, haben wir ihr gern zugesagt.
Ein Leben mit der Werkgemeinschaft – 75 Jahre – Eine Freundschaft fast genauso alt
Unsere Freundschaft entstand durch unsere Eltern – Günter Bernert und Josef Kemper –, die sich erstmalig Ende 1946 in Altenberg trafen, um die Weichen zur organisatorischen Gründung der WGM zu stellen und deren Gründung dann Anfang 1947 vollzogen wurde.
Ich, G. Hüsig, bin hier in Altenberg aufgewachsen, dem Gründungsort der WGM.
Mein Vater, Günter Bernert, wurde nach dem Krieg von Prälat Ludwig Wolker als Leiter des Kulturreferats nach Altenberg geholt, um nach Möglichkeiten zu suchen, jungen Menschen wieder Sinn für das Singen und Musizieren zu eröffnen.
Ich erinnere mich an Besuche und Kontakte diverser WGM-Größen: z.B. Fritz Schieri, Hans Kulla, Adolf Lohmann, Johannes Aengenvoort, Heino Schubert, Gotthard Speer, Heino Schubert u.v.a. – Namen, die auch im Gotteslob wiederzufinden sind.
Wir waren von frühester Jugend an bei sehr vielen unterschiedlichen Werkwochen anwesend, zunächst allerdings nur als unproduktive Anhängsel. Mit der Familie begleiteten wir zum einen Vater, Günter Bernert, der die Leitung vieler Tagungen hatte und zum anderen Mutter, Luise Kemper, die die Stimmbildung für die Chorarbeit ihres früh verstorbenen Mannes übernommen hatte.
Eine der ersten Werkwochen fand unter der Bezeichnung „Der Lehrer in der Singearbeit von Jugend und Schule“ hier in Altenberg statt. Möglicherweise wurde hier der Grundstein für unsere spätere berufliche Lehrerinnentätigkeit gelegt. Wir liebten das tägliche Morgensingen mit Karl Berg, mit seinem unerschöpflichen Repertoire, von dem wir später in der Schule sehr profitierten, das Blockflötenensemble mit Else Scheld oder Martin Kemper, bei dem ich später mein Musikstudium beendete, sowie die geselligen Abende mit Musik, Spiel und Tanz und besonders hochkarätigen Gästen wie Friedrich Arndt mit der Hohnsteiner Puppenbühne, Hans Dieter Hüsch, dem Zauberer Alexander Adrion u.v.a.
Wir erinnern uns an Schwesternsingwochen in Freckenhorst und Pfünz, damals noch alle in Ordenstracht, und den draußen getanzten Polonaisen, die daher optisch einmalig anzusehen waren. Um uns dort mitunter die Zeit zu vertreiben, unternahmen wir heimliche zum Teil gefährliche Ausflüge per Anhalter, um wieder pünktlich zum Abendessen da zu sein. Leider gelang das nicht immer – und das gab Ärger!
Meine ersten Orchestererfahrungen machte ich in Ellwangen unter der Leitung von Wolfgang Erpenbeck, am letzten Pult der 2.Violine, unterstützt durch eine verständnisvolle, nette Pultnachbarin.
Danach nahmen wir beide häufig gemeinsam aktiv an Instrumentalwochen in der Wies mit Bertold Hummel, seiner Frau, einer erstklassigen Geigerin, und einigen seiner 6 Söhne teil. Dabei schätzten wir besonders die äußerst unterhaltsamen und trotzdem höchst effektiven Proben und Aufführungen. Wir begegneten hier z.B. einer sehr modernen Komposition Hummels (Aleatorik) und erinnern uns an eine Partitur, mit Kreide auf eine umklappbare Schultafel geschrieben, die wir auf unseren Instrumenten gespielt haben.
Unsere jährliche Teilnahme an den Wieswochen vermittelte uns immer ein besonderes Gemeinschaftsgefühl – verbunden mit der Freude am gemeinsamen Musizieren. Geprägt hat uns ebenso die spirituelle Begleitung während der Wochen, besonders die des Schweizer Jesuiten, Pater Gaemperle, der uns damals als junge Menschen sehr beeindruckte, denn hier wurden wir mit vielen sehr fortschrittlichen, kritischen und aufschlussreichen Sichtweisen unseres Glaubens und der Kirche konfrontiert.
Neben der Musik gab es in der Wies natürlich auch viele – nicht von allen gern gesehene – unterhaltsame Aktivtäten:
Magdalena zog, nachdem sie bei uns ihren Mann kennenlernte, nach Düsseldorf.
So pflegten wir unseren Kontakt weiterhin z.B. durch gemeinsame Ferienaufenthalte, unsere Orchestermitgliedschaft u.a.
Nach unserer Familiengründung mit je 2 Kindern war die Teilnahme an Wieswochen nicht mehr möglich, denn damals durften nur Referenten ihre Kinder mitbringen!
1988 wurden die Familienmusiziertage ins Leben gerufen, zu denen wir mit unseren Kindern fuhren, die noch heute gern davon erzählen.
2012, in der Mitgliederversammlung der WGM, an der wir in der Regel teilnahmen, ermutigten uns „Alte“ Klaus Andrees und Sebastian Erpenbeck zu einem Recoming nach Wies. Wir fühlten uns dort sofort sehr wohl und blieben der Gruppe treu (bis Corona uns hinderte).
Es ist einfach toll, wie respektvoll, verständnisvoll und tolerant Alt und Jung dort miteinander umgehen und einiges voneinander lernen können. Aber das ist doch typisch für die WGM – oder?
Nach dieser Zwangspause sind wir hier als „Jubiläums-WGM-Fossilien“ und freuen uns, dass unsere Freundschaft und mit ihr die Liebe zur Musik durch die WGM und unsere Eltern entstand, die bis heute, also schon sehr lange anhält.
Wenngleich ich als Kind nicht immer begeistert war, dass die WGM unsere Feriengestaltung sehr mitbestimmte, so habe ich erst später eine musisch-geistliche Prägung durch viele verschiedene Personen der WGM in ihrer Authentizität sehr zu schätzen gelernt.
Die Tage hier in Altenberg zum 75-jährigen Jubiläum mit einem sehr kompetenten WGM-Leitungsteam haben uns wieder einmal gezeigt, was den Geist dieser WGM ausmacht.
Wir haben sehr harmonische Tage erlebt und in dieser kurzen Zeit doch sehr ansprechende musikalische Ergebnisse erzielt und viele Erinnerungen an vergangene Jahre austauschen können.
Wir danken daher insbesondere Ursula Bongard für die hervorragende Organisation, Sebastian Erpenbeck und Kelley Sundin für ihre mitreißenden und motivierenden Proben, Anne Rademacher und Michael Lehmann für ihre ökumenische Begleitung und den täglichen Impulsen sowie vielen Teilnehmenden, die sich auf vielfältige Weise eingebracht haben.
Gabriele Hüsig, geb Bernert
Magdalena Kemper-Güldenberg
Zum Ausdrucken und Nachlesen als PDF-Datei
Ein Leben mit der Werkgemeinschaft – 75 Jahre – Eine Freundschaft fast genauso alt
Gabriele Hüsig, geb. Bernert – Magdalena Kemper-Güldenberg
Unsere Freundschaft entstand durch unsere Eltern – Günter Bernert und Josef Kemper –, die sich erstmalig Ende 1946 in Altenberg trafen, um die Weichen zur organisatorischen Gründung der WGM zu stellen und deren Gründung dann Anfang 1947 vollzogen wurde.
Ich, G. Hüsig, bin hier in Altenberg aufgewachsen, dem Gründungsort der WGM.
Mein Vater, Günter Bernert, wurde nach dem Krieg von Prälat Ludwig Wolker als Leiter des Kulturreferats nach Altenberg geholt, um nach Möglichkeiten zu suchen, jungen Menschen wieder Sinn für das Singen und Musizieren zu eröffnen.
Ich erinnere mich an Besuche und Kontakte diverser WGM-Größen: z.B. Fritz Schieri, Hans Kulla, Adolf Lohmann, Johannes Aengenvoort, Heino Schubert, Gotthard Speer, Heino Schubert u.v.a. – Namen, die auch im Gotteslob wiederzufinden sind.
Wir waren von frühester Jugend an bei sehr vielen unterschiedlichen Werkwochen anwesend, zunächst allerdings nur als unproduktive Anhängsel. Mit der Familie begleiteten wir zum einen Vater, Günter Bernert, der die Leitung vieler Tagungen hatte und zum anderen Mutter, Luise Kemper, die die Stimmbildung für die Chorarbeit ihres früh verstorbenen Mannes übernommen hatte.
Eine der ersten Werkwochen fand unter der Bezeichnung „Der Lehrer in der Singearbeit von Jugend und Schule“ hier in Altenberg statt. Möglicherweise wurde hier der Grundstein für unsere spätere berufliche Lehrerinnentätigkeit gelegt. Wir liebten das tägliche Morgensingen mit Karl Berg, mit seinem unerschöpflichen Repertoire, von dem wir später in der Schule sehr profitierten, das Blockflötenensemble mit Else Scheld oder Martin Kemper, bei dem ich später mein Musikstudium beendete, sowie die geselligen Abende mit Musik, Spiel und Tanz und besonders hochkarätigen Gästen wie Friedrich Arndt mit der Hohnsteiner Puppenbühne, Hans Dieter Hüsch, dem Zauberer Alexander Adrion u.v.a.
Wir erinnern uns an Schwesternsingwochen in Freckenhorst und Pfünz, damals noch alle in Ordenstracht, und den draußen getanzten Polonaisen, die daher optisch einmalig anzusehen waren. Um uns dort mitunter die Zeit zu vertreiben, unternahmen wir heimliche zum Teil gefährliche Ausflüge per Anhalter, um wieder pünktlich zum Abendessen da zu sein. Leider gelang das nicht immer – und das gab Ärger!
Meine ersten Orchestererfahrungen machte ich in Ellwangen unter der Leitung von Wolfgang Erpenbeck, am letzten Pult der 2.Violine, unterstützt durch eine verständnisvolle, nette Pultnachbarin.
Danach nahmen wir beide häufig gemeinsam aktiv an Instrumentalwochen in der Wies mit Bertold Hummel, seiner Frau, einer erstklassigen Geigerin, und einigen seiner 6 Söhne teil. Dabei schätzten wir besonders die äußerst unterhaltsamen und trotzdem höchst effektiven Proben und Aufführungen. Wir begegneten hier z.B. einer sehr modernen Komposition Hummels (Aleatorik) und erinnern uns an eine Partitur, mit Kreide auf eine umklappbare Schultafel geschrieben, die wir auf unseren Instrumenten gespielt haben.
Unsere jährliche Teilnahme an den Wieswochen vermittelte uns immer ein besonderes Gemeinschaftsgefühl – verbunden mit der Freude am gemeinsamen Musizieren. Geprägt hat uns ebenso die spirituelle Begleitung während der Wochen, besonders die des Schweizer Jesuiten, Pater Gaemperle, der uns damals als junge Menschen sehr beeindruckte, denn hier wurden wir mit vielen sehr fortschrittlichen, kritischen und aufschlussreichen Sichtweisen unseres Glaubens und der Kirche konfrontiert.
Neben der Musik gab es in der Wies natürlich auch viele – nicht von allen gern gesehene – unterhaltsame Aktivtäten:
- in der Mittagspause in vollen Autos auf schnellstem Weg zum Bannwaldsee, kamen leider nicht immer pünktlich zurück
- Tischtennisturniere, Nachtwanderungen, geheime Treffen, geniale Fußballturniere Bayern gegen Preußen mit dem Einsatz von Sanitätern nach dem Abendprogramm
Magdalena zog, nachdem sie bei uns ihren Mann kennenlernte, nach Düsseldorf.
So pflegten wir unseren Kontakt weiterhin z.B. durch gemeinsame Ferienaufenthalte, unsere Orchestermitgliedschaft u.a.
Nach unserer Familiengründung mit je 2 Kindern war die Teilnahme an Wieswochen nicht mehr möglich, denn damals durften nur Referenten ihre Kinder mitbringen!
1988 wurden die Familienmusiziertage ins Leben gerufen, zu denen wir mit unseren Kindern fuhren, die noch heute gern davon erzählen.
2012, in der Mitgliederversammlung der WGM, an der wir in der Regel teilnahmen, ermutigten uns „Alte“ Klaus Andrees und Sebastian Erpenbeck zu einem Recoming nach Wies. Wir fühlten uns dort sofort sehr wohl und blieben der Gruppe treu (bis Corona uns hinderte).
Es ist einfach toll, wie respektvoll, verständnisvoll und tolerant Alt und Jung dort miteinander umgehen und einiges voneinander lernen können. Aber das ist doch typisch für die WGM – oder?
Nach dieser Zwangspause sind wir hier als „Jubiläums-WGM-Fossilien“ und freuen uns, dass unsere Freundschaft und mit ihr die Liebe zur Musik durch die WGM und unsere Eltern entstand, die bis heute, also schon sehr lange anhält.
Wenngleich ich als Kind nicht immer begeistert war, dass die WGM unsere Feriengestaltung sehr mitbestimmte, so habe ich erst später eine musisch-geistliche Prägung durch viele verschiedene Personen der WGM in ihrer Authentizität sehr zu schätzen gelernt.
Die Tage hier in Altenberg zum 75-jährigen Jubiläum mit einem sehr kompetenten WGM-Leitungsteam haben uns wieder einmal gezeigt, was den Geist dieser WGM ausmacht.
Wir haben sehr harmonische Tage erlebt und in dieser kurzen Zeit doch sehr ansprechende musikalische Ergebnisse erzielt und viele Erinnerungen an vergangene Jahre austauschen können.
Wir danken daher insbesondere Ursula Bongard für die hervorragende Organisation, Sebastian Erpenbeck und Kelley Sundin für ihre mitreißenden und motivierenden Proben, Anne Rademacher und Michael Lehmann für ihre ökumenische Begleitung und den täglichen Impulsen sowie vielen Teilnehmenden, die sich auf vielfältige Weise eingebracht haben.
Gabriele Hüsig, geb Bernert
Magdalena Kemper-Güldenberg